„Zwangsmaßnahmen“ bei Karneval-Auftakt in Rudolstadt durchgeführt

Fünf Tage verspäten sich die Narren in Rudolstadt. Ein Thüringer trägt stolz einen fränkischen Orden. Und plötzlich geht alles ganz schnell.

So richtig offiziell begann die fünfte Jahreszeit in Rudolstadt fünf Tage nach allen anderen. Das zumindest haben die Schillerstädter exklusiv. Von 13 Karneval/Fasching-Vereinen, waren gefühlt 400 Karnevalisten gekommen und traten am Fridericianum, dem Rudolstädter Gymnasium, auf der Stelle und sich die Füße warm. Punkt 10 Uhr hieß es, setzt sich der Narrenzug von der August-Bebel-Straße über die Weinbergstraße und die Alte Straße durch die Marktstraße zum Marktplatz hin in Bewegung. Doch erst einmal geschah nichts. Los gings dann gut elf Minuten später.

An der Spitze der Abteilung „Kamelle“, einer, der im vergangenen Jahr 70-jährig seine Kappe an den Nagel hängen wollte, von der verrückten Sause aber trotzdem nicht lassen kann. Udo Thüringer - Lord Schlüsselbewahrer und schlagendes Herz der thüringisch-fränkischen Völkerverständigung in Rudolstadt. Davon jedenfalls zeugt ein hochoffizieller Orden um seinen Hals, an Thüringer vom Landesverband Franken verliehen.

Ampel-Aus und Wahlkampf, Narren versprechen großartige Saison

Im Interview mit dieser Zeitung zeigte sich Thüringer angriffslustig. Auf die Frage hin, wen aus der geplatzten Ampelregierung die 13 Vereine gern in die Elferräte berufen würden, scholl nur lautes Gelächter. Ihr Fett, so die „drohenden“ Worte, würde die geplatzte Ampel sicher wegbekommen. In der Bütt, humorvoll zwar, aber bestimmt. Sanfteren Umgang hingegen verspricht Thüringer mit Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl (BfR). Schließlich sei das ja der Bürgermeister dieser Stadt.

Und der litt an diesem Tag traditionell ganz besonders. Als der Befehl an Thomas Eis, den Hauptmann der 96er-Garde, erging, den Bürgermeister samt Schlüssel aus dem Rathaus zu holen. Eis machte seinem Namen alle Ehre. Die Herausgabe von Schlüssel und Bürgermeister geschehe, so der Hauptmann zwinkernd uns gegenüber, eigentlich nie freiwillig, sondern man müsse ihn meist unter Zwang vorführen.

Versöhnliche Töne dann in der Pressemitteilung der Verwaltung Rudolstadt. Darin heißt es: „Ein farbenfrohes Spektakel hat heute die Innenstadt von Rudolstadt erobert“. Und weiter: „Erstmals zeichnete sich in diesem Jahr das neu gegründete Festkomitee Rudolstädter Karneval für die Organisation verantwortlich.“ Das, so war zu erfahren, dem Lord Schlüsselbewahrer Udo Thüringer nachfolge und die Festveranstaltung arrangiere. Dazu aus dem Rathaus: „Die Rudolstädter Karnevalstradition erstrahlte auch unter neuer Leitung“. Und Bürgermeister Jörg Reichl wünscht „allen eine grandiose närrische Saison.“

Funkemedien / Benjamin Hertel

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